Verteilungs- und Leistungsgerechtigkeit:
Bis heute stellt sich immer wieder die Frage, wieviel Staat und wieviel Markt nötig sind. Ab wann führen zu viele sozialpolitische Eingriffe dazu, die wirtschaftliche Aktivität zu hemmen? Seit Gründung der Bundesrepublik wurde das Sozialbudget des Staates stetig erhöht. Dabei sieht sich die Politik oftmals im Zielkonflikt zwischen Verteilungsgerechtigkeit und Leistungsgerechtigkeit, zwischen wirtschaftlicher Effizienz und Gleichheit, ein Konflikt, der für eine funktionsfähige und demokratisch legitimierte Soziale Marktwirtschaft eine stete Herausforderung bleibt.
“Beim demografischen Wandel geht es um eine tiefgreifende Veränderung unserer Gesellschaft, die alle Lebensbereiche betrifft. Wenn wir in Deutschland auf lange Sicht weniger, älter und vielfältiger werden, hat das Auswirkungen auf Junge wie Alte, auf die Menschen in den Städten wie auf dem Land, auf Arbeitnehmer wie Arbeitgeber.”
Angela Merkel August 2013 zu demographischer Wandel
Für die großen Lebensrisiken wie Unfälle, Arbeitslosigkeit, Krankheit, Pflegebedürftigkeit und für die Altersvorsorge stellt der Staat Sozialversicherungen zur Verfügung. Insbesondere der demographische Wandel stellt diese Systeme vor große Herausforderungen. Während zu Beginn der Bundesrepublik noch deutlich mehr Arbeitende in die Rentenkasse einzahlten als es Rentner gab, hat sich das Verhältnis der Generationen mittlerweile verkehrt. Der Staat steht vor der Aufgabe, seine Sozialkassen nachhaltig zu gestalten, sodass die Lasten zwischen Beziehern und Empfängern gerecht verteilt werden und Finanzierungslücken vermieden werden, die nachkommende Generationen ausgleichen müssten.
In den vergangenen 70 Jahren hat die Soziale Marktwirtschaft die Demokratie in Deutschland stabilisiert, indem sie auf unterschiedliche soziale und ökonomische Herausforderungen Antworten geben konnte. Heute stellt uns der rasante Wandel durch Globalisierung und Digitalisierung vor völlig neue Herausforderungen.
Sozialpolitik mit dem Markt:
Der Schlüssel für einen gelingenden Strukturwandel liegt dabei im Zusammenspiel von Wirtschafts- und Sozialpolitik: Eine Sozialpolitik, die sich am Markt orientiert, kann die Lasten des Strukturwandels abfedern. Sie soll dem Einzelnen Freiraum und Chancen bieten und Möglichkeiten für ein eigenverantwortliches Leben eröffnen.
Joachim Gauck Festrede Januar 2014 in Freiburg
Zahlen:
Das Sozialbudget in der Bundesrepublik Deutschland ist sukzessive gestiegen, von umgerechnet rund 30 Milliarden Euro
im Jahr 1960 auf 1,19 Billionen Euro im Jahr 2020. In Relation zum Bruttosozialprodukt ist die Sozialleistungsquote von gut 20
Prozent Anfang der 1960er Jahre auf nunmehr 35,7 Prozent im Jahr 2020 gestiegen. Damit wird heute
über ein Drittel der in Deutschland geschaffenen Wertschöpfung vom Staat zu sozialen Zwecken umverteilt.
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Vom Zusammenbruch bis zur Währungsreform
Hans Tietmeyer: Soziale Marktwirtschaft in Freiburg – Entwicklungen und Erfahrungen, Frei-burger Diskussionspapiere zur
Ordnungsökonomik No. 10/4, Walter Eucken Institut Freiburg 2010.
Quelle
Seite 5.2
Von der Theorie in die wirtschaftspolitische Praxis
Volker R. Berghahn: Ludwig Erhard, die Freiburger Schule und das ‚Amerikanische Jahrhun-dert‘, Freiburger Diskussions-
papiere zur Ordnungsökonomik No. 10/1, Walter Eucken Institut Freiburg 2010.
Quelle
Seite 5.3
Katharina Sekareva: Franz Böhm gilt als Vater des deutschen
Kartellrechts,
Wirtschaftswoche, 26. Juni 2008,
Quelle
Arnold Berndt und Nils Goldschmidt: Leonhard Miksch (1901-1950) – A Forgotten Member of the Freiburg School,
Freiburger Diskussionspapiere zur Ordnungsökonomik No. 03/2, Wal-ter Eucken Institut, Freiburg, 2003.
Quelle (Veröffentlicht in: American
Journal of Economics and Sociology, Vol. 64, 2005, S. 973-998.)
Patricia Commun: Erhards Bekehrung zum Ordoliberalismus: Die grundlegende Bedeutung deswirtschaftspolitischen Dis-
kurses in Umbruchszeiten, Freiburger Diskussionspapiere zur Ordnungsökonomik No. 04/4, Walter Eucken Institut, Freiburg, 2004.
Quelle
Nils Goldschmidt: Alfred Müller-Armack and Ludwig Erhard – Social Market Liberalism, Freiburger Diskussionspapiere zur
Ordnungsökonomik No. 04/11, Walter Eucken Institut, Freiburg, 2004
Quelle
Seite 5.4
Internationale Zusammenarbeit und Einfuss der Ordoliberalen
Stefan Kolev, Nils Goldschmidt und Jan-Otmar Hesse: Walter Eucken’s Role in the Early His-tory of the Mont Pèlerin Society,
Freiburger Diskussionspapiere zur Ordnungsökonomik No. 14/02, Walter Eucken Institut Freiburg 2014.
Quelle
Aufsatz von Dr. Uwe Dathe zu Walter Eucken und der Sozialen Marktwirtschaft